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Test - Home : Pixel-Blender

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Wir wachen in einem alten Haus auf, öffnen die Augen und sehen nichts als Dunkelheit. Eine kleine Taschenlampe liegt neben uns, doch der kleine Lichtkegel offenbart nur die wenigen Objekte in unserer direkten Nähe. Wo sind wir? Was machen wir hier? Wir erinnern uns nicht. Amnesie ist nicht gerade der originellste Einfall, um ein Standard-2-D-Adventure zu beginnen, das in erster Linie mit seiner Geschichte überzeugen will.

Der erste Eindruck ist zumindest optisch durchaus positiv. Ein wenig an Lone Survivor erinnernd, steuert ihr den Protagonisten in der Seitenansicht durch extrem verpixelte Schauplätze, die an gute alte C64-Zeiten erinnern. Aber, so viel sei bereits gesagt, Pixelgrafik heißt nicht gleich „tolles Spiel“. Musik gibt es keine, dafür Geräusche, die euch Atmosphäre vermitteln wollen – aber nicht können. Mit den Pfeiltasten lauft ihr entweder nach links oder nach rechts, oder ihr leuchtet mit eurer Taschenlampe nach oben.

Ab und zu stoßt ihr auf Objekte, mit denen ihr interagieren könnt. Welche genau das sind, zeigt euch Home, indem es diese Objekte weiß einrahmt. Dann einfach die Leertaste drücken und eine Bildschirmfüllende Textbox öffnet sich, um euch zu sagen, was nun passiert. So löst ihr auch die wenigen Rätsel im Spiel, die man aber kaum so nennen kann, da sie sich fast komplett auf „suche Schlüssel, öffne Tür mit Schlüssel“ beschränken. Die Höhepunkte sind anfangs noch die ersten Leichen, auf die ihr stoßt, da sie eine spannende Geschichte versprechen. Doch entpuppt sich die Geschichte weder als spannend noch sonderlich intelligent.

Weg ohne Wiederkehr

Und das trotz der vielen Textboxen, die so viel erzählen wollen, aber offensichtlich nicht können. Manchmal enden diese mit einer Ja/Nein-Frage, durch die ihr den Verlauf und auch die Auflösung der Geschichte beeinflussen könnt. Leider führt das letztendlich nur entweder zu offensichtlichen, abgedroschenen Auflösungen oder zu extrem unbefriedigenden, inhaltlich vollkommen hohlen Enden. Das Spiel teilt sich in mehrere größere Bereiche auf, in denen man Details verpassen kann, auf die einen der Protagonist nach dem Verlassen des jeweiligen Bereichs hinweist á la: "Ich frage mich, was in Raum XY wohl gewesen ist?" Zurückgehen ist aber nicht möglich. Stattdessen wird auf Basis fadenscheiniger Begründungen ein Pseudo-Wiederspielwert erzwungen.

Dadurch, dass man bis zum Abspann gerade mal rund eine bis eineinhalb Stunden benötigt, könnte man annehmen, dass einem ein erneuter Durchgang auch keinen Zacken mehr aus der Krone bricht. Das Problem ist dabei nur, dass selbst diese kurze Gesamtspielzeit mit so wenig Substanz oder wenigstens ansatzweise motivierenden Inhalten gefüllt wird, dass einem schlichtweg langweilig wird. Wir haben uns dennoch mehrmals durchgequält. Home überzeugt letztendlich weder als Adventure noch als interaktive Erzählung oder gar Kunstspiel.

Fazit

Michael Zeis - Portraitvon Michael Zeis
Selbst, wenn man versucht, Home als Kunstspiel zu betrachten, wird es nicht besser. Home entpuppt sich leider nur als Blender, der versucht, mit Pixelgrafik hip und mit viel Text intellektuell und tiefsinnig zu wirken. Mit jeder Menge großen Worten wird nichts vermittelt – weder Atmosphäre noch Spannung, noch sonst irgendwelche Gefühlsregungen. Und die Handlung ist nicht der Rede wert. Grundsätzlich ist die Idee nett, eine Geschichte nach Vorbild der Choose-your-Adventure-Bücher zu erzählen. Nur wurde hier viel gewollt, aber viel zu wenig gekonnt. Zumindest die Pixelgrafik sorgt bei Retrofans für einen kleinen Stein im Brett. Und die paar Kröten, die euch Home für den Kauf aus dem Geldbeutel zieht, schmerzen nicht allzu sehr. Das war es aber eben leider schon an positiven Punkten.

Überblick

Pro

  • Retro-Charme dank Pixelgrafik
  • günstiger Preis

Contra

  • schwache Geschichte(n)
  • null Herausforderung
  • keine Atmosphäre
  • keine Spannung
  • viel langweiliges Suchen
  • ungeschickt erzwungener Wiederspielwert
  • schwache „Rätsel“

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