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Test - Pokémon: Strahlender Diamant / Leuchtende Perle : Es muss nicht immer ein Remake sein

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Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle sind die ersten “Remakes” der Reihe, die mit der Tradition brechen, Stil und Features der aktuellen Generation aufzugreifen. Getreu dem Motto “Lieber klein und bescheiden als immer größer, immer spektakulärer” punkten die Remasters der Perle- und Diamant-Edition gerade mit ihrer Treue zur Nintendo-DS-Vorlage. Unser Test.

Kaum etwas wird in der Pokémon-Community heißer erwartet als das nächste Remake. Und einer Rückkehr in die Sinnoh-Region der vierten Generation wurde seit Jahren besondere Vorfreude entgegengebracht. Viele Monster-Favoriten stammen aus dem Jahr 2007, die Sinnoh-Region begeisterte durch ihre abwechslungsreichen Areale und die Handlung rund um Team Galaktik, das ein neues Universum zu erschaffen sucht, verbunden mit dem Schöpfungsmythos der Pokémon-Welt polsterte die Hintergrundgeschichte gehörig auf.

Seit Game Freak mit Pokémon Blattgrün und Feuerrot begann, ältere Spiele auf aktuelle Hardware zurückzuholen, folgten die Remakes dem Schema, sich stilistisch der aktuellen Spielegeneration anzugleichen und moderne Features in die Neuauflagen der Klassiker zu integrieren. Demnach wäre ein Sinnoh mit offener Naturzone und Dynamax-Kämpfen zu erwarten gewesen. Leuchtender Diamant und Strahlende Perle brechen erstmals mit dieser Tradition und sind eher als Remaster denn als Remake zu verstehen.

Ein unverfälschter Klassiker

Der recht unbekannte Entwickler ILCA verfrachtet die 14 Jahre alten Nintendo-DS-Titel nahezu 1:1 auf die Switch und hat dafür lediglich deren Grafikstil aufgefrischt, dabei aber die Größenverhältnisse des Originals beibehalten. Nachdem sich die Reihe immer weiter in Richtung realistischer Proportionen entwickelt hat, geht es nun wieder zurück zum Chibi-Look. Das verlangt zunächst etwas Gewöhnung ab und trifft sicher nicht jedermanns Geschmack, trägt aber nach einer Weile zusammen mit der altbekannten Kameraperspektive ungemein zum wohligen Spielgefühl von damals bei. Die Knuddeloptik wirkt stilsicher und erlaubt Liebe zum Detail, die Pokémon Schwert und Schild vielerorts missen ließen. Störend fällt stellenweise allerdings die spendabel verteilte Unschärfe an den Wahrnehmungsrändern auf, die einen manchmal an der eigenen Sehkraft zweifeln lässt - ähnlich wie in Octopath Traveler.

Man könnte sagen, mit ihrem sehr klassischen Spielaufbau waren die Originale Diamond und Perl die letzten Spiele der Reihe, die noch nicht versuchten, mit “Bigger is better” um die Aufmerksamkeit der Spieler zu buhlen. Keine Dreifach- und Rotationskämpfe, keine Pokémon-Fusionen, keine Mega-Entwicklungen, keine Z-Attacken und keine Dynamaximierung – stattdessen einfach nur eine entspannte Reise mit liebevoll ausgestalteten Charakteren und dem Erfolgskonzept aus Sammeln und Kämpfen. Gerade weil wieder kleinere Brötchen gebacken werden, fallen Pokémon Strahlender Diamant und Leuchtende Perle so charmant aus. Der neue Grafikstil stellt natürlich die prominenteste Neuerung der Switch-Versionen dar, aber gibt es abgesehen davon wirklich nichts Neues?

Neue Verbesserungen und alte Fehler

Es sind kleinere Quality-of-Life-Optimierungen, wie der Direkteinsatz eines Pokéballs oder die Verlegung der zahlreichen VMs auf die Pokétch genannte Smart-Watch, die den Spielfluss verbessern, aber es gibt auch gehaltvollere Verbesserungen. Eine davon löst ein Problem, an dem die Originale litten: der unausgeglichene Pokédex. In Pokémon Perl und Diamant existierten lediglich fünf Feuer-Pokémon: Panflam und seine Entwicklungsstufen, sowie Ponita und Gallopa. Erst die Platin-Edition brachte weitere Exemplare zurück. Der weitläufige Untergrund, den ihr zusammen mit Freunden erkunden könnt, um in einem launigen Minispiel nach Fossilien und Entwicklungssteinen zu suchen, Verstecken zu spielen und Geheimbasen einzurichten, ist natürlich zurück, wurde aber um Pokémon-Verstecke erweitert.

Dabei handelt es sich um Biome, in denen wilde Pokémon umherstreifen, deren Typ davon abhängt, welche Statuen ihr in eurer Basis aufgestellt habt. Damit könnt ihr Pokémon fangen, die im Original nicht erhältlich waren - unter anderem endlich weitere Feuer-Pokémon. Diese Pokémon befinden sich einige Level über eurem Team und stellen eine Herausforderung dar, die der Rest des Spiels leider wie üblich größtenteils missen lässt. Seit einigen Jahren ist es die Norm, dass der EP-Teiler, mit dem jedes Pokémon des Teams Erfahrungspunkte erhält, nicht mehr optional ist.

Pokémon Strahlender Diamant / Leuchtende Perle - Return to Sinnoh Region Trailer

Wir kehren mit Pokémon Brilliant Diamand und Shining Pearl in die Sinnoh-Region zurück! 

Dadurch entfällt glücklicherweise ein Großteil des andernfalls nötigen Grindings. Auch in anderen Rollenspielen ist die Verteilung von Erfahrungspunkten an das gesamte Team Standard. Das Problem ist nicht zwangsläufig der EP-Teiler an sich, sondern die spendable Verteilung von Erfahrungspunkten, unter denen Pokémon seit mehreren Generationen leidet. Beispielsweise winken seit den Editionen X und Y auch für den Fang eines Pokémon EP. Dadurch sind alle Pokémon bereits sehr früh im Spielverlauf stark überlevelt. Dass Gegner außerdem kaum strategisch vorgehen, trägt nicht unbedingt positiv zu einer angenehmen Herausforderung bei.

Ebenfalls einer Änderung unterzogen wurde der Wettbewerb. In der dritten Generation führten Rubin und Saphir dieses Feature als Ergänzung zu Arenakämpfen ein. Dabei werden Pokémon und ihre Attacken nach Attributen wie Coolness oder Niedlichkeit beurteilt. Spielerisch liefen sie wie Kämpfe ab, boten dadurch aber auch eine gewisse Tiefe. Diese ist in den Remasters leider abhanden gekommen. Zwar lassen sich besagte Attribute immer noch durch individualisierte Ballkapseln und Knursp genannte Leckerchen verbessern, das eigentliche Gameplay wurde auf ein kurzes und sehr simples Rhythmussspiel reduziert. Schade!

Hinsichtlich Endgame-Content hätten Strahlender Diamant und Leuchtende Perle eine Scheibe von Platin abschneiden können. Weder die Zerrwelt noch die Kampfzone sind Teil des Spiels. Dafür gibt es neuerdings den Hamanasu-Park, in dem ihr nach Abschluss der Story legendäre Pokémon fangen könnt. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich am Post-Game noch etwas. Immerhin hat Nintendo für die Zukunft weitere Inhalte in Form von Software-Updates versprochen.

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