Preview - Shadow Harvest : Sehenswerte Ballerei aus Hannover

So oder in ähnlicher Weise spielt 'Shadow Harvest' des Öfteren mit den Erwartungen sowie Erfahrungen der Spieler. Man merkt dem Spiel deutlich an, dass es keine ernste Militärsimulation sein will - der Action-Spaß ist im Vordergrund. Tatsächlich fühlt sich vieles sehr vertraut an - so mancher Abschnitt scheint gar im Geist klassischer Shoot'em-ups wie 'Contra', 'MDK' oder 'Rocket Night Adventures' zu stehen.

Auch beim Stealth-Part will man den Spielspaß betonen und nicht auf komplizierte Aktionen setzen, wie sie etwa ein gewisser Sam Fisher zu bieten hat. Immerhin kann sich Myra im Gegensatz zu Aron verkleiden und sich so ins Feindgebiet schleichen - allerdings will man dieses Feature nicht zu oft einsetzen, zumal im Spiel ohnehin nicht allzu viele Frauenklamotten rumliegen.

Filmreife Action

Bei der Präsentation fiel die starke Abwechslung auf. Alle paar Minuten scheint es wieder etwas Neues zu geben - mal flieht ihr in einem Jeep, mal macht ihr die Straßen Somalias mit einem Kampfroboter (die zu findende Geheimwaffe) unsicher. Schweren Schrittes stapft Aron auf den Diktatorenpalast zu, während sich Myra über das doch recht auffällige Vorgehen ihres Kollegen lustig macht. Doch schon im Hof der gut gesicherten Villa ist wieder Myra dran. Erst verhört sie einen Gegner, dann erfährt sie von einem Geheimeingang in den Abwässerkanälen.

Aron geht zuerst hinunter, muss an einer Laserabsperrung aber aufgeben. Also Myra in die Kanalisaton geschickt, wo sie in einem Quick-Time-Event elegant um die Schranken herumturnt. Wenn rund um die beiden Helden alles explodiert, die Wachen spektakulär draufgehen und die beiden Agenten nur einen trockenen Spruch auf den Lippen haben, kann man als Spieler einfach nicht anders als sich grinsend mitten in einem wunderbaren Hollywood-Popcornstreifen fühlen.

Auch das visuelle Leveldesign ist enorm abwechslungsreich, was sich an der Villa des Diktators zeigt. Jeder Raum ist bis in den letzten Winkel mit viel Liebe zum Detail erschaffen - vom Gefangenentrakt über Waffenkammern, eine prunkvolle Empfangshalle à la 'Resident Evil' und einen Striptease-Club (wir wollen ein Quick-Time-Event mit Myra!) bis hin zur Schatzkammer und Raketenstation eines jeden Diktator-Häuschens ist alles vorhanden, was man sich nur vorstellen kann.

Die KI dagegen war wie so manch Anderes auch in der frühen Fassung noch sehr unfertig, bis zum Release wird daran aber noch eifrig geschraubt. Apropos KI: Der gerade nicht aktive Partner agiert nicht selbstständig, sondern geht höchstens von alleine in Deckung. Es empfiehlt sich somit, häufig zwischen den beiden Protagonisten umzuschalten.

Besonders stolz sind die Black Lion Studios auf die Grafik. Die meiste Zeit erklärte Schwietzer auf der GC 08 stolz, welche technischen Rafinessen im Spiel stecken. Die modernsten Grafikkniffe kommen zum Einsatz: Es gibt viele visuelle Schmankerl, die man selbst entworfen hat, andere wurden lizenziert, und es kommen diverse Techniken zum Einsatz, die schon CryTek verwendete. Man mag es mir verzeihen, wenn mir die ganzen Fachausdrücke angesichts der spaßigen Action entfallen sind.

Mit seinen realistisch abgebröckelten Wänden, den individuell gepflasterten Wegen, der hübschen Physik-Engine, den exzellenten Explosions-, Partikel- und Raucheffekten sowie der aufwändigen Licht/Schatten-Verwendung spielt 'Shadow Harvest' weit oben im Grafikbereich der Action-Games mit. Am Figurendesign und den Animationen sollten die Entwickler aber besser noch arbeiten. Zurzeit ist dafür ein Highend-Rechner nötig, der zum Release im nächsten Jahr aber Standard sein dürfte. Eher schwierig dürfte es werden, die Optik angemessen auf die X360 umzusetzen.