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Special - GamerGate : Der Wahnsinn greift um sich

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Korrupt, frauenfeindlich, betrogen

Die Korruption der Spielepresse wurde zum nächsten Thema. Die ließ das nicht auf sich sitzen, sondern konterte mit Aussagen zum Untergang der Spielerkultur, deren selbst ernannte Verteidiger daraufhin erst recht auf die Palme gingen. Ganz nebenher schwurbelte noch Anita Sarkeesian (vermutlich nicht ganz ohne Eigennutz) mit ihren Videoreportagen zur Frauendarstellung in Spielen dazwischen, die ebenfalls sofort massiv mit Mord- und Gewaltandrohungen angegriffen wurde. Wobei sie durchaus einen Nerv trifft, solange Rüstungen bei männlichen Charaktere etwa 100 Kilogramm, bei weiblichen jedoch nur etwa 100 Gramm wiegen. Aber halt etwas ungeschickt und zu einseitig aufgegriffen. Doch gegen etwas Unbequemes anzubrüllen, ist wesentlich einfacher, als gegen kontroverse Meinungen und Aussagen einfach mal zu argumentieren. Die Spieler wurden nun vom pickligen Kellerkind zum Frauenhasser, Sexisten und betrogenen Opfer.


Anita Sarkeesian - Feministin

Natürlich erregte das ganze Tamtam Aufmerksamkeit und mittlerweile sind (zumindest in den USA) auch Personen involviert, die im Grunde gar nichts mit Videospielen am Hut haben. Spätestens als die Begriffe Frauenfeindlichkeit und Misogynie mit ins Spiel kamen, wurde das ganze Drama auch für andere Stellen interessant. Es hat sich also ein wundervolles Chaos entwickelt mit etlichen Begleiterscheinungen und Problemen. Jeder beschimpft jeden, die Presse ist korrupt, Spieler eine aussterbende Gattung pickliger und asozialer Kellerkinder, Feministinnen sind blöd und jeder männliche Spieler sowieso misogyn.

Kleine Ursache, große Wirkung

Aus der Frustration eines gehörnten Mannes ist ein verbaler Rundumschlag auf niedrigstem Niveau geworden, der jegliche existierenden und durchaus diskussionswürdigen Probleme unter einem meterhohen Stapel Scheiße begräbt. Dabei dürften schätzungsweise an die 99 Prozent der Menschen, die sich in irgendeiner Form mit Videospielen beschäftigen, fassungslos danebensitzen und sich fragen, ob sie aus Versehen auf dem falschen Planeten aufgewacht sind. Aggressive Verbalrundumschläge, verpackt in 140-Zeichen-Twitter-Posts, soll das tatsächlich die neue Diskussionskultur sein? Und alles nur aufgebauscht von einigen wenigen, die laut brüllen, aber dadurch am meisten gehört werden über einer Masse von Menschen, denen das ganze Thema eigentlich zu blöd ist?

Nach einigen Stunden Recherchierens über #GamerGate und die Folgen ist mir quasi das Gehirn aus den Ohren gelaufen. Das, was sich da entwickelt hat, gehört mit zu den absurdesten Dingen, die mir in all meinen Jahren in der Spielebranche untergekommen sind. Aus vielen verschiedenen Dingen wird hier von einigen wenigen Leuten mit magerer bis nicht existenter Beweiskraft ein völlig unbekömmlicher Brei gekocht, der vor allem eins bewirkt: alle beteiligten Seiten in ihrer Ganzheit in einem schlechten Licht dastehen zu lassen.

Spieler sind scheiße, die Presse ist scheiße, die Industrie ist scheiße, Feministinnen sind scheiße und jeder, der nur ein Wort der Vernunft oder der sachlichen Kritik äußert, sowieso. Währenddessen reiben sich alle, die der Spielebranche ohnehin skeptisch gegenüberstehen, die Hände. Weil sie neben dem ausgelutschten Killerspielargument nun endlich neues Futter bekommen. Wegen einer Handvoll brüllender Torfnasen auf allen Seiten sind wir alle jetzt frauenfeindlich, gewalttätig, zurückgeblieben, korrupt und was nicht noch alles. Na, vielen Dank auch.

Weckt mich, wenn ihr wieder normal seid

Dabei sind die einzelnen Themen, die hier so monumental verquirlt werden, im Einzelnen durchaus diskussionswürdig. Respektlosigkeit im Sozialverhalten, wie sie hier aufgetreten ist. Einflussnahme auf die Spielepresse. Gewaltdarstellung. Sexismus in Videospielen. Und so vieles mehr. All das sind Themen, die einer sachlichen Diskussion bedürfen - mit Bedacht und Verstand. Aber nicht mit 140-Zeichen-Twitter-Beschimpfungen und Beschuldigungen mit äußerst fragwürdiger Beweiskraft.

Von daher bin ich raus aus der Nummer. #GamerGate und sein Strudel des Wahnsinns ist zu viel für mich. Ich schließe mich der breiten Mehrheit an, die einen vernünftigen Umgang miteinander pflegt. Wenn der brüllende Rest wieder in der Lage ist, eine Mücke eine Mücke sein zu lassen und sie nicht zum planetengroßen Elefanten aufzublasen, steige ich vielleicht, ganz vielleicht wieder in eine sachliche, mit Respekt geführte Diskussion ein.

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