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Special - Gewaltkommentar : Wieso es ohne Gewalt nicht geht

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Kleine Anmerkung: Er war ein deutsches Kind, sein Vater war gefallen, die Mutter erlag daraufhin einer Psychose und so landete er als Kriegswaise im Heim. Er liebt Heimat- und Antikriegsfilme, mit medialer Gewalt kann er nicht besonders gut umgehen.

Seine Meinung zu den heutigen Auslandseinsätzen teilt er mit dem Altkanzler: Die Politiker von heute hätten diesen „Scheißkrieg“ nicht erlebt, aufgrund der Distanz sei es für sie einfacher, vorschnelle Urteile zu fällen. Das beginnt mit unserer Lieblingswerbung und endet mit Auslandseinsätzen, die wir ja nicht als „Krieg" bezeichnen dürfen.

„Komm zur Bundeswehr, lerne Technik zu beherrschen, lass dich traumatisierten, mit 16 Jahren bist du alt genug, um zum Bund zu gehen, aber wehe du spielst ein Killerspiel ab 18 Jahren ..."

Scheinheiligkeit und Gewalt scheinen untrennbar vereint

Ein entfernter Kindergartenfreund hatte es nicht so leicht in seinem Elternhaus. Er musste vieles selbst entscheiden und seine Eltern kümmerten sich einen Dreck um ihn. So landete er, einen Absatz nicht lesend, in Afghanistan. Zwei Jahre war er dort und nun ist er ein anderer Mensch. Von der Truppe entlassen, Kriegstrauma, eine kleine Abfindung, kaum psychologische Betreuung. Es heißt lediglich, dass er niemals hätte dorthin gehen dürfen. Mit 16 Jahren eine Entscheidung treffen dürfen, die Lebenserfahrung voraussetzt, am Ende Hartz 4 und schlimme Xenophobie (Angst vor Ausländern, insbesondere Muslimen). Danke, liebe Bundesregierung.

Generationswechsel = Geschmackwechsel?

Der Begriff Generation kann auf verschiedene Weise definiert werden. Ich entscheide mich für ein Zwischending aus Mathematik, Literatur und eigenen Überlegungen: Eine Generation beschreibt die Gesamtheit aller Elemente einer bestimmten Art, die Ähnlichkeiten aufweisen. Ich lege jetzt einfach mal fest, dass eine Generation 25 Jahre umfasst, auch wenn die Literatur andere Werte festlegt. Ich bin Baujahr 86, also die Generation, die mit Computern und Spielkonsolen aufgewachsen ist, allerdings in der Form, dass man ein wenig Know-how brauchte, um Medieninhalte zu konsumieren. Existenzängste, Gewalt, wahre Furcht, Hoffnungslosigkeit habe ich nie erfahren. In meiner Schullaufbahn sind oft Sätze gefallen wie: „Nicht schon wieder Hitler-Schuldgefühle, bitte.“ Das dritte Reich war bei uns irgendwie ein Dauerthema. Später in der Oberstufe wurde auch mal über Senator McCarthy gesprochen. Themen, die mich damals wie heute extrem bewegen.

Mein Opa ist die Generation Kind kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Er kennt all die oben beschriebenen Gefühle aus erster Hand. Er braucht nicht darüber zu lesen, er braucht sich nur zu erinnern. Meine Eltern sind nicht weit weg von den 68er-Jahren. Sie hatten es relativ gut, Fleisch gab es selten und zu Weihnachten meistens das gleiche Spielzeug wie im Vorjahr – mit neuem Lack oder schlicht repariert. Aber immerhin, Hunger und Durst waren ihnen fast fremd.

Vergleichen wir mal unsere Vorlieben, Sorgen und Ängste. Ich kenne die Erzählungen meiner Großeltern, sie machen mir Angst. Ich mag Antikriegsspiele und -filme und habe Probleme mit Shootern, die lediglich Team-Geist und Achievements in den Vordergrund stellen und kein bisschen Emotion erzeugen. Dennoch konsumiere ich mehr Gewalt als meine Eltern und Großeltern. Ich mag den Gedanken, dass sie einem Sinn und Zweck dient, wie etwa in „The Walking Dead.“ Gewalt soll nicht einfach nur da sein, sie soll irgendetwas verdeutlichen, soll schockieren, soll mich nachdenklich machen.

„Five Fingers“, „Unthinkable“, „Die Tribute von Panem“. Ich kenne Hoffnungslosigkeit nur aus den Medien und aus den Erzählungen von Zeitzeugen! Ich fiebere mit, leide, bekomme eine Gänsehaut, frage mich, was ich tun würde, und freue mich, dass es uns heute so gut geht, wohl wissend, dass dies nicht das Verdienst meiner Generation ist. Wann immer es geht, ermahne ich die neue Generation nach mir, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, aber das ist vielleicht ein anderes Thema.

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