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Preview - Spec Ops: The Line : Beinhart und schonungslos

  • X360
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Das gilt auch für die Darstellung der drei Hauptcharaktere, von denen ihr nur Walker direkt steuert. Anfänglich noch ein lockerer Haufen bei einer Routine-Aufgabe, spürt man immer mehr, welchen Einfluss die Ereignisse auf die Kameraden haben. Lugo und Adams werden immer gereizter und aggressiver, aber auch zerrütteter - bis kurz vor dem Zusammenbruch. Man kann nur erahnen, wie sich das Verhältnis der Gruppe im Verlauf der weiteren Handlung noch entwickelt. Walker hingegen als Anführer des Trupps ringt mehr und mehr um Fassung, um die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren und seiner Verantwortung gerecht zu werden. Was nicht einfach ist, denn viele der Handlungen des Trupps haben ungeahnte Konsequenzen, die wir hier gar nicht verraten wollen.

Bittere Konsequenzen

Yager inszeniert das alles sehr geschickt und „mitten in die Fresse“. Die Grausamkeit des Krieges wird dem Spieler sehr schonungslos um die Ohren geschlagen, ohne jede Beschönigung oder Verherrlichung. Ebenso muss der Spieler die Konsequenzen der eigenen Aktionen zumindest visuell ertragen und gerät immer wieder ins Nachdenken. Das wird zudem noch mit einigen mal bewussten, mal unbewussten Entscheidungen verstärkt, die zwar im großen Rahmen keine Auswirkung haben, aber durchaus moralische Tiefe zeigen und einem ein flaues Gefühl im Magen verursachen. Und manchmal wird der Spieler zur Tatenlosigkeit verdammt, um Sekunden später die daraus entstehenden Gefühle austoben zu können.

Ein Beispiel: Gegnerische Truppen quälen eine Zivilistin, eine junge Frau. Man will eingreifen, sie irgendwie retten. Nervös zucken die Finger am Controller, man will unbedingt etwas tun. Schonungslos und von der Situation her durchaus logisch in eine Zwischensequenz verpackt, wird der Spieler zur Untätigkeit verdammt. Bis die Frau schließlich durch einen Kopfschuss hingerichtet wird. Während der Szene baut sich beinahe etwas wie Wut auf - bis zum erlösenden Moment, als der Spieler wieder die Kontrolle übernehmen und seinen Zorn endlich entladen kann. Und das nicht zum Selbstzweck. Der Spieler soll die Emotionen nachfühlen, begreifen und drüber nachdenken, was da gerade in ihm vorgegangen ist. So wie es scheint, ist Spec Ops: The Line nicht so oberflächlich, es dabei zu belassen, sondern verpasst selbst dem Eingreifen mitunter noch eine bittere Konsequenz.

Die Vorgänge in Dubai, die Konsequenzen der eigenen und gegnerischen Handlungen, die Entwicklung der Charaktere und die damit verbundenen Emotionen – zumindest während der von uns angespielten Levels passte das alles sehr gut zusammen, ohne Verharmlosung, ohne Verherrlichung. Im Gegenteil: In einer Szene, die wir hier nicht näher beschreiben wollen, bekommt sogar das an sich harmlos Wirkende ein mehr als erschreckendes Ergebnis verpasst. Wir hoffen sehr, dass das Entwickler-Team diese Qualität über den gesamten Verlauf des Spiels aufrechterhalten kann und nicht irgendwann ins Banale absackt. Spec Ops: The Line ist ein hartes, mitunter grausames Spiel für Erwachsene, das uns beim Anspielen aber immer wieder zum Nachdenken und Mitfühlen anregte.

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