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Test - Strong Bad's Cool Game for Attractive People Episode 1: Homestar Ruiner : Adventure oder Sprüchesammlung?

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Ideenklau aus dem eigenen Lager: Was mit 'Sam & Max' funktioniert, das klappt vielleicht auch mit 'Homestar Runner'. Das dachte sich wohl Telltale Games, welche nun zusammen mit den beiden Erfindern des Flash-Comics, Mike und Matt Chapman, ein neues Adventure im Episodenformat basteln. Die erste davon ist bereits erhältlich und weil die beliebteste Figur der Antagonist Strong Bad ist, muss er auch als Hauptcharakter herhalten.

Ein niederträchtiger Plan und dessen Folgen

Alles fängt an mit Strong Bads Lieblingsbeschäftigung: Er beantwortet E-Mails seiner Fans und bekommt den Vorschlag, den "Rotz" aus Erzfeind Homestar Runner „rauszuprügeln". Völlig begeistert von dieser "revolutionären" Idee, macht Strong Bad sich auf den Weg und spinnt schnell einen fiesen Plan: Er will Homestar Runners Ruf zerstören, indem er ihn beim "Tri-annual Race to the End of the Race" demütigt.

Der erste Teil des Spiels beschäftigt euch mit genau dieser Aufgabe. Ohne zu viel verraten zu wollen: Sobald der Plan erfolgreich durchgeführt wurde, habt ihr nicht nur Homestar Runners Ruf als Sportler ruiniert, sondern ihn gleichzeitig zu einem Kriminellen gemacht und seine Freundin Marzipan vergrault. Doch damit fängt die Geschichte erst richtig an: Homestar Runner nistet sich vollends deprimiert in Strong Bads Wohnung ein, weshalb ihr all den Misskredit irgendwie rückgängig machen müsst, damit ihr den Nervbold wieder los werdet.

Altes Konzept, schlechter umgesetzt.

Genau wie 'Sam & Max' ist 'Strong Bad's Cool Game for Attractive People - Episode 1: Homestar Ruiner' ein Point&Click-Adventure. Die Philosophie des Rätseldesigns ist gleich geblieben: keine Sackgasse, keine Sterbeszenen, keine nervigen Trial&Error-Passagen und keine Möglichkeit, zwei Objekte im Inventar miteinander zu kombinieren. Der Einstieg ist entsprechend supersimpel, gleichzeitig sind die Puzzles weit entfernt von irgendeinem Innovationsansatz.

Das Spiel ist ausgesprochen kurz, selbst unter Berücksichtigung des Episodenkonzeptes. Als Ausgleich gibt es ein kleines Minispiel, ganz im Stile uralter Atari-VCS-2600-Klassiker programmiert, einen billig handgemalten Comic, dessen Verlauf ihr selber bestimmt dürft, und massig versteckte Gimmicks, wie Kleidungsstücke oder die Seiten einer Spielanleitung. Auch könnt ihr Trophäen erspielen, etwa für das Beschneiden aller Hecken oder das genauere Untersuchen bestimmter Objekte. Doch das Meiste davon wirkt wie unnützer Ballast, welcher nicht wirklich Spaß macht.

Selbst wenn wir die genretypischen Probleme mal Beiseite schieben, verliert 'Strong Bad' gegenüber 'Sam & Max' in praktischer jeder Hinsicht. Der Humor ist gewöhnungsbedürftiger und stellenweise lustig, stellenweise aus der Holzhammerkiste. Die Verknüpfung mit dem eigentlichen Adenture-Spiel klappt nur selten: Die meiste Zeit habt ihr das Gefühl, die coolen Sprüche und die logischen Rätsel würden auch völlig unabhängig voneinander funktionieren.

Gewollter Trash funktioniert nicht immer

Die gesamte Präsentation ist sehr schlicht und simpel, was durchaus dem Comic gerecht wird. Trotzdem erzielt sie speziell bei jenen, welche mit 'Homestar Runner' nur wenig anfangen können, einen eher abschreckenden Eindruck. Dazu gehört beispielsweise die Sprachausgabe: Fast alle Charaktere werden von Matt Chapman gesprochen, der zwar seine Stimme vielseitig verstellen kann, jedoch bei weitem nicht das Talent eines Trey Parker oder eines Matt Stone, welche Ähnliches im Rahmen ihrer 'South Park'-Serie leisten, besitzt.

Gerade Strong Bads raues Gezeter hat das Zeug, euer Nervenkostüm zu belasten. Auch ansonsten macht die Präsentation einfach einen zu schlichten Eindruck, allem voran der Soundtrack, der am meisten gegenüber 'Sam & Max' abfällt. Der "schlechte" Charme scheint zwar beabsichtig zu sein, doch irgendwie zündet er nicht.

Unterm Strich bleibt ein kurzes Episoden-Adventure mit einer strittigen Präsentation und einem niedrigen Schwierigkeitsgrad. Letzteres lässt sich noch aufgrund des Episodencharakters erklären, schließlich ist 'Homestar Ruiner" erst der Anfang einer fünfteiligen Miniserie. Doch ansonsten macht 'Strong Bad' den Eindruck eines 'Sam & Max'-Abfallproduktes. Damit ist es nicht zwangsläufig schlecht, aber im Gegensatz zum Hund-und-Hase-Duo dürften hier nur Fans der Comics richtig glücklich werden.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
’Sam & Max’ und ’Strong Bad’ haben eines gemeinsam: Beide Story-Konzepte stammen aus dem Reich der verrückt-bizarren Comic-Welten. Der Unterschied ist, dass die Umsetzung im Falle von ’Sam & Max’ irgendwie funktioniert und im Falle von ’Strong Bad’ irgendwie nicht. Ich habe den Eindruck, eine lustige Sprüchesammlung zu “spielen“, um die notdürftig ein Point&Click-Adventure gestrickt wurde. Die Rätsel sind logisch, aber durch die Bank uninteressant. Am problematischsten sehe ich die Präsentation: Während mir absichtlich schlichte oder gar schlechte Konzepte durchaus gefallen können, siehe beispielsweise 'No More Heroes', lassen mich die infantilen Jingles, die grelle Farbgebung und das trashige Charakter-Design von ’Strong Bad’ kalt. Ich kann nicht einmal erklären, warum dies so ist, weshalb das Adventure für mich in die undankbare Abteilung der “Geschmackssache“ fällt.

Überblick

Pro

  • lustig, vor allem für Fans von 'Strong Bad'
  • leicht zugänglich
  • im großen und ganzen logisch durchdacht

Contra

  • 08/15-Rätseldesign
  • kaum herausfordernd
  • selbst für ein Episodenspiel zu kurz
  • schlichte Präsentation

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