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Test - Warcraft 3: Reforged : Test: Wirklich so ein Murks wie alle sagen?

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Vor knapp 18 Jahren veröffentlichte Blizzard Entertainment mit Warcraft 3: Reign of Chaos ein Strategiespiel, das bis zum heutigen Tag als einer der besten Vertreter dieses Genres gilt. Zudem ebnete es den Weg für das gewaltige Online-Phänomen World of Warcraft, und auch das populäre Genre der MOBA gäbe es ohne Warcraft 3 heute vermutlich nicht. Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Community vor Freude Luftsprünge veranstaltete, als ein Remake angekündigt wurde. Jetzt ist die Neuauflage mit dem Namenszusatz Reforged endlich da. Und erzürnt die Fans wie selten ein Spiel zuvor.

Spätestens als Blizzard auf der BlizzCon 2018 eine Demo von Warcraft 3: Reforged präsentierte, kannte die Vorfreude der Fans keine Grenzen mehr. Immerhin sah das gezeigte Material grandios aus: Nicht nur die Einheiten und Landschaften strotzten vor liebevollen Details, sondern auch die Zwischensequenzen erstrahlten in einem modernen Glanz. Sogar das Interface machte einen erfreulich frischen Eindruck. Doch bereits bei den ersten Testphasen kamen Zweifel auf: Immerhin wirkte das Remake nicht mehr ganz so aufgedonnert wie noch in der Präsentation. Solcherlei Mängel ließen sich jedoch noch mit dem frühen Status der Vorabversion erklären – bis zum Release würde sich das sicherlich bessern. Doch vor einigen Tagen dann die bittere Enttäuschung: Nichts hat sich gebessert.

Das gefällt uns richtig gut

Doch der Reihe nach. Bis zum heutigen Tag gilt Warcraft 3 als Referenz für Strategiespieler. Seine ebenso umfangreiche wie spannende Kampagne, vier spielbare Fraktionen sowie der sehr unterhaltsame Multiplayer-Modus sind nach wie vor unerreicht. Von diesem Reiz hat das Spiel trotz des beachtlichen Alters von 18 Jahren kaum etwas verloren. Man sollte daher meinen, es wäre doch gelacht, wenn gerade ein als Perfektionist bekannter Entwickler wie Blizzard einen solchen Klassiker nicht in die Moderne überführen könnte.

Und tatsächlich müssen wir zunächst feststellen, dass uns Warcraft 3: Reforged in einigen Punkten richtig gut gefällt. Vor allem die überarbeitete Grafik hat im Vergleich zum Original einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht: Das fängt bei hübscheren Texturen an, geht über leicht angepasste Schauplätze und reicht bis zu einer deutlich schickeren Präsentation von Licht- und Schatteneffekten. Auch das Wasser sieht im Remake besser aus. Selbiges gilt für die liebevollen Details bei den Einheiten, an denen sogar kleine Fellbüschel und einzelne Knochen (bei den Untoten) zu erkennen sind. Solche Kleinigkeiten kommen der Atmosphäre stark zugute.

Außerdem fesselte uns die Solo-Kampagne des Spiels auch 18 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung und unzähligem Durchspielen immer noch wie ehedem an den Monitor. Die Ereignisse rund um Arthas, Jaina & Co. werden verdammt gut erzählt, die Inszenierung hat nichts von ihrem Glanz verloren. Hier und da nahm Blizzard sogar kleinere Änderungen vor. Das betrifft unter anderem eine Mission, die euch nach Stratholme führt, oder auch die Darstellung von Sylvanas Windläufer als echte Banshee-Einheit. Die ursprünglich angekündigte, umfangreichere Anpassung an den Status von World of Warcraft hat Blizzard während der Entwicklung allerdings wieder fallenlassen. Das ist zwar einerseits schade, kommt aber dem ursprünglichen Gefühl des Klassikers zugute. Auch die Multiplayer-Partien machen dank der vier Fraktionen mit all ihren Stärken und Schwächen prinzipiell Spaß.

Was uns nicht gefällt

Doch jetzt folgt das unvermeidliche, dicke „Aber“. Denn im Falle von Warcraft 3 Reforged ist offenbar so einiges schiefgelaufen. Dabei ist gar nicht mal genau zu sagen, warum und wie etwas überhaupt passieren konnte, doch so ziemlich jeder Aspekt des Spiels scheint davon betroffen. Fangen wir mit der zuvor gelobten Grafikverbesserung an. Ja, die Reforged-Variante sieht hübscher aus. Allerdings hinkt die Release-Version der 2018er-Demo deutlich hinterher. Von den neu erstellten Zwischensequenzen, die auf der BlizzCon vor Atmosphäre nur so trieften, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Zwar sind hie und da leichte Änderungen zu erkennen, doch das Endergebnis ist deutlich weniger imposant als versprochen.

Selbiges gilt auch für den Rest der Grafik, der sich zwar in aufgebohrter Form präsentiert, aber ebenfalls nicht das BlizzCon-Niveau erreicht – vom Benutzer-Interface mal ganz zu schweigen. Das grenzt schon an irreführender Werbung, denn nicht wenige Fans dürften aufgrund der damaligen Präsentation ihre Vorbestellung aufgegeben haben.

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Damit nicht genug: Hinzu kommen einige unerklärliche Probleme technischer Natur. So waren unsere Testpartien von mitunter stark störenden Lags geplagt. Noch schlimmer wird es im Multiplayer-Modus. Regelmäßige Verbindungsabbrüche stellen darin sogar noch fast das kleinere Übel dar. Schlimmer wirken sich all die fehlenden Features aus, die im Original von 2002 noch enthalten waren: Vergeblich suchen wir etwa nach Ranglisten, die für zusätzliche Motivation im Mehrspieler-Part sorgen sollten, auch von Profilen oder einem Turnier-Tool fehlt jede Spur.

Sogar beim Editor erlaubt sich Blizzard ein diskussionswürdiges Vorgehen: So bietet euch dieser zwar löblicherweise ein paar neue Funktionen, doch gleichzeitig sichert sich Blizzard sämtliche Rechte an den von Fans erstellten Custom Maps und untersagt die Verwendung von fremden Marken beziehungsweise deren Copyrights. Damit will man dort wohl eine Verselbständigung wie damals mit Dota vermeiden. Ebenfalls zumindest fragwürdig ist die Verschmelzung vom Original- mit dem Reforged-Client. Wer nur die ursprüngliche Version von Warcraft 3 besitzt, kommt somit zwar ebenfalls in den Genuss aller künftigen Updates – aber ohne die neue Grafik.

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