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Test - Mafia: Definitive Edition : Meisterhaftes Remake eines Meisterwerks?

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Mafia zählt vor allem hinsichtlich Erzählung und Inszenierung zu den absoluten Klassikern und setzte bei seinem Erscheinen im Jahre 2002 neue Maßstäbe. Die fesselnde Story rund um Tommy Angelos Aufstieg in der Salieri-Familie glänzte mit aufregenden Missionen, tollen Dialogsequenzen und erinnerte zuweilen sogar an die Klassiker des Gangsterfilms. Davon ein Remake zu entwickeln, ist sicherlich ein Risiko – entweder es geht tierisch in die Hose oder wird ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann. Ist es Hangar 13 nach dem eher mauen Remaster von Mafia II gelungen, dem Klassiker gerecht zu werden?

Die Ankündigung des Remakes von Mafia vor geraumer Zeit erfüllte mich nicht ausschließlich mit Freude. Auch eine gewisse Skepsis spielte mit, denn einen solchen Klassiker neu zu gestalten, ist riskant, gerade wenn man wie ich noch überaus wohlige Erinnerungen an das Original aus dem Jahre 2002 hat, das zudem schon lange einen festen Platz in meinen All-Time-Favorites innehat.

Entwickler Hangar 13 hat zudem Erfahrung mit dem Genre dank Mafia III, überzeugen konnte selbiges allerdings nicht und das Remaster von Mafia II hatte mit Problemen zu kämpfen, allem voran die etwas halbherzige Umsetzung und reichlich technische Macken. Zum Glück lässt die anfängliche Kamerafahrt durch die Stadt Lost Heaven im Remake sogleich Hoffnung aufkeimen, denn die sieht richtig schick aus.

Worum geht es? Mafia erzählt die Geschichte von Tommy Angelo, der in den 30er Jahren vom Taxifahrer zum Mafioso wird. Erzählt wird die Geschichte filmreif in Form von Rückblenden. Tommy hockt mit einem Detective im Café und packt gnadenlos aus. Er will aussteigen, um seine Familie und sein eigenes Leben zu schützen. Dies dient als Basis für eine ganze Reihe von umfangreichen Missionen, die in den Jahren 1930 bis 1938 angesiedelt sind.

Tommy stolpert eher aus Zufall in die Unterwelt von Lost Heaven. Eines Nachts purzeln die Ganoven Paulie und Sam in sein Taxi, Mafioso der Salieri-Familie auf der Flucht vor den konkurrierenden Morellos, und zwingen Tommy, ihnen bei der Flucht zu helfen. Das gelingt und Tommy hat einen Stein im Brett, vor allem bei Paulie. Als sich die Morellos jedoch für die Fluchthilfe an Tommy rächen wollen, wendet er sich an Don Salieri und bittet um Hilfe, die prompt gewährt wird. Während Tommy sich zunächst nur als Fahrer und mit kleineren Aufträgen beschäftigt, steigt er nach und nach immer weiter in den Rängen der Familie auf.

Die Konkurrenz zur Morello-Familie bleibt allerdings bestehen und nicht nur das, sie eskaliert über die Jahre immer mehr und wird zu einem Mafiakrieg der übelsten Sorte. Mafia erzählt diese Geschichte nahezu filmreif, aber durchaus mit Gefühl. Starke Zwischensequenzen wechseln sich ab mit munterer Action, wobei so ziemlich nichts ausgelassen wird, was man aus Mafia-Klassikern wie Der Pate kennt. Hangar 13 hat die Story hier und da ergänzt und die Missionen erweitert, das fällt aber wahrlich nicht negativ auf und wirkt wie aus einem Guss.

Mafia ist reinlinear und storybasiert, auch wenn es in einer komplett offenen Stadt nebst Umland spielt. Die Stadt Lost Heaven dient lediglich als Bühne für die Erzählung, Open-World-Aktivitäten wie in einem GTA sucht ihr vergebens. Dafür steht ergänzend zur Kampagne ein Freeride-Modus zur Verfügung. Der Verlauf ist linear, Möglichkeiten zur Entscheidung gibt es nicht. Das macht aber auch nichts, denn Mafia ist ohnehin hervorragend und nachvollziehbar erzählt.

Vor allem kommen die Figuren sehr menschlich und glaubwürdig herüber. Der Weg vom anfangs noch recht naiven Tommy zum harten Mafioso, der aber immer mehr die ausufernde Gewalt und sein eigenes Leben hinterfragt, ist ebenso gut umgesetzt, wie die Personen, die er auf seinem Weg trifft. Ganoven wie Paulie und Sam und der anfangs noch gütig und freundlich wirkende Salieri könnte man ins Herz schließen. Aber der Bandenkrieg, Verrat, Gewalt und Korruption verändern auch diese Figuren mit der Zeit.

Schnell wird klar, dass Hangar 13 verstanden hat, wo der Schwerpunkt des Klassikers von Illusion Softworks liegt, nämlich bei den Charakteren und Zwischensequenzen. Die sind erneut wunderbar inszeniert. Hangar 13 hat sehr auf eine detaillierte Charakterdarstellung geachtet, Mimik und Gestik wirken natürlich und nie übertrieben oder zu hölzern, selbst Stofftexturen der Kleidung oder Hautoberflächen sind auf einem sehr hohen Niveau. Außerhalb der Sequenzen schwankt das Niveau der Charakterdarstellung ein wenig, aber das geht immer noch in Ordnung.

Natürlich sehen die Charaktere anders aus als damals, aber die Entwickler haben das gut hinbekommen. Auch die Synchronisierung, nicht ganz unwichtig bei so umfangreichen Sequenzen und einprägsamen Charakteren, ist im Großen und Ganzen gelungen. Lediglich abseits der Zwischensequenzen fällt sie zuweilen etwas ab und wirkt hier und da etwas zu aufgesetzt oder überbetont. Darüber schwebt ein wunderbarer Soundtrack, der mal dramatisch die Action betont, mal mit Swing-Musik oder zeitgenössischen Reden via Radio die Atmosphäre der Spielwelt ergänzt.

Technisch sieht das alles sehr ordentlich aus, vielleicht nicht immer auf dem Niveau eines modernen AAA-Titels, aber für ein Remake sehr gelungen. Nur selten trüben technische Macken das Bild und das meist außerhalb der Stadt, wo Fahrzeuge und Objekte unschön aufpoppen. Innerhalb von Lost Heaven ist das weniger offensichtlich, allerdings lenken die vielen Details der Gebäude, der muntere Straßenverkehr und das rege Treiben der Passanten kräftig von etwaigen Schwächen ab. Hinzu kommen wunderschöne Lichtstimmungen und hübsche Wettereffekte vor allem bei Regen, die für reichlich wohlige Gänsehaut sorgen.

Mafia: Definitive Edition - Welcome to the City of Lost Heaven - Trailer

Der neue Trailer zu Mafia: Definitive Edition nimmt euch mit auf einen kleinen Stadtrundgang durch Lost Heaven.

Die Missionen sind gewohnt abwechslungsreich. Schießereien, Prügeleien, Schleicheinlagen, Verfolgungsjagden – es ist so ziemlich alles vorhanden, was das Genre des Third-Person-Actionspiels mit Mafia-Thematik ausmacht. Zwar sind die mitunter langen Autofahrten zu Missionsabschnitten etwas lästig, werden durch Gespräche mit etwaigen Mitfahrern und die schöne Umgebung aber versüßt. Faire Checkpoints sorgen dafür, dass ihr die langen Ritte nicht wiederholen müsst - das war seinerzeit noch anders.

Hangar 13 hat es geschafft, die Steuerung gut umzusetzen und an moderne Standards anzupassen, auch wenn die Tastenbelegung am Gamepad zuweilen etwas gewöhnungsbedürftig ist. Auch die Fahrzeugsteuerung geht gut von der Hand. Hierbei zahlt sich die Erfahrung der Entwickler durch Mafia III offensichtlich aus. Rennen, Klettern, Schießen, in Deckung gehen – all das funktioniert gut und lässt einen sauberen Spielfluss aufkommen.

Natürlich entdeckt man eine ganze Reihe an Änderungen. Die Stadt wurde in einigen Bereichen stark überarbeitet, die Akteure hinter den Hauptfiguren sind andere, auch die Sprachaufnahmen wurden neu aufgezeichnet. Ich kann mich auch nicht entsinne, dass es seinerzeit im Original fahrbare Motorräder gab. Auch einige gute Ideen stecken drin, zum Beispiel dass man beim Fahren nicht immer auf die Minimap glotzen muss, sondern euch direkt im Spiel dezente Symbole im Stile von Verkehrsschildern den Weg weisen.

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