Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Scars Above : Klingt wie Returnal, ist aber anders

  • PC
  • PS5
  • XSX
Von  |  |  | Kommentieren

Eine Astronautin, die auf einem fremden Planeten landet und überleben muss – das kennen wir doch irgendwoher. Richtig, gerade erst ist die PC-Version von Sonys Returnal erschienen, das grob eine ähnliche Handlung verfolgt. Wer bei Scars Above nun aber ein Bullethell-Rogue-like wie Returnal erwartet, könnte gar nicht falscher liegen, auch wenn das junge Studio Mad Head Games aus Serbien durchaus den Blick über die Schulter von Souls-like- und Rogue-lite-Spielen wagt. Scars Above entpuppt sich als atmosphärischer und fordernder Mix.

Es ist schon spannend, wie ein Spiel langsam aber stetig ein Herz erobern kann. So ging es mir mit Scars Above, das ich gar nicht auf meiner Liste hatte, sondern zwischen verschiedenen Arbeiten und dem Release von Destiny 2: Lightfall eingeschoben hatte, weil gerade etwas Luft war. Zu Beginn bereute ich diese Idee, weil Scars Above zwar hübsch designt ist, aber optisch keine Bäume ausreißt. Weil die Story sich zu Beginn so sehr nach Returnal anhört. Und weil das Spiel ein wenig braucht, bis es mich abholt und ich endlich kapiere, was es von mir verlangt.

Worum geht es? Als ein so genannter Metaeder auftaucht, eine gigantische Alien-Struktur, wird ein Sentient Contact Assessment and Response Team (SCAR) mit Fachkräften aus der Wissenschaft und dem Ingenieurswesen ausgeschickt, um es zu untersuchen. Doch etwas geht gewaltig schief: Die Hermes, das Schiff des SCAR-Teams, zerschellt auf einem fernen Exoplaneten, die Crew wird verstreut mit ungewissem Schicksal. Ihr schlüpft nun in die Rolle der Wissenschaftlerin Dr. Kate Ward, die versuchen muss, auf dem feindlichen Planeten zu überleben und herauszufinden, was überhaupt geschehen ist. Ein fernes Notsignal und eine seltsame Gestalt sind ihre einzigen Hinweise.

Aus der Third-Person-Perspektive stapft ihr nun durch eine recht düstere Welt, die nicht wirklich offen gestaltet ist, aber durchaus verschlungene Wege bietet. Seltsame Säulen dienen als Speicherpunkte, an die ihr nach eurem Ableben zurückgesetzt werdet. Ein kleiner Hauch Rogue-lite, wobei euch aber weder Ausrüstung noch Erkenntnisse verloren gehen. Lediglich alle Gegner und Ressourcen zwischen der Säule und dem Ort eures Ablebens sind wieder da.

Die ersten Schritte sind noch beschwerlich, doch bald findet ihr erste Ausrüstung in den über den ganzen Planeten verstreuten Trümmern und Vorratskisten der havarierten Hermes. Anfangs müsst ihr euch noch mit einem Messer begnügen, aber nach relativ kurzer Zeit gelangt ihr an Schusswaffen. Die Ballermänner sind etwas ausgefallener und verursachen dank chemischer Bestandteile der Pflanzen des Planeten Elementarschaden wie Feuer, Eis, Blitz und Säure.

Immerhin eine Möglichkeit, euch gegen die feindliche Fauna des Planeten zu wehren. Kämpfe stehen bei Scars Above nicht unbedingt im Fokus, sie werden eher pointiert eingesetzt, um die stetige Bedrohung auf dem Planeten zu verdeutlichen. Eine Ausnahme sind die sporadischen Bosskämpfe, die ausgesprochen fordernd ausfallen. Die teils monströsen Gegner langen heftig zu und es gilt, ihre Angriffsmuster und Schwachstellen ausfindig zu machen, um wenigstens den Hauch einer Chance zu haben.

Das benötigt einiges an Übung und an den ersten beiden Bossen hatte ich eine Weile zu kauen, bis ich halbwegs begriffen hatte, was das Spiel von mir will. Zumal die Steuerung nicht ganz so responsiv und direkt ist, wie ich es gern hätte. Ausweichen, Abrollen oder schnelle Sprints im richtigen Timing umzusetzen, ist nicht so einfach. Zudem sind immer wieder Waffenwechsel auf anderen Elementarschaden erforderlich, was nicht gerade dadurch erleichtert wird, dass die Waffenwahl auf dem Steuerkreuz liegt. Nebenher muss ich auch noch auf Kates Kondition achten, damit ihr nicht die Puste ausgeht und sie hilflos dasteht.

Die Bossfights benötigen einiges an Eingewöhnung, sind aber packend und gut in Szene gesetzt. Selbst im einfachsten der drei Schwierigkeitsgrade gehört einiges an Beobachtung und Konzentration dazu, um nicht ins Gras zu beißen. An die Heftigkeit eines Elden Ring oder Dark Souls reicht es aber nicht heran. Glücklicherweise könnt ihr eure Waffen anhand von Bauteilen nach und nach verbessern, zudem bekommt ihr mit der Zeit immer mehr hilfreiche Gadgets für Heilung, Schild, Munition oder auch Kampfgegenstände. Die Waffen und Gadgets verbrauchen allerdings Ressourcen in Form von Chemikalien und Fasern aus den örtlichen Pflanzen.

Mit derart wachsenden Optionen fallen die Kämpfe mit der Zeit etwas leichter. Ziemlich eklig ist allerdings, dass die Standardgegner mehr oder minder aus dem Nichts spawnen, oftmals auch hinter euch. Das ist ein ziemlicher Design-Lapsus, den man nicht gern sieht. Leider fehlt es dadurch auch am Schleichen als Gameplay-Option, die eigentlich gut zu einer nicht kampferprobten Wissenschaftlerin gepasst hätte. Schade.

Scars Above - Gameplay-Übersichts-Trailer

Der neue Trailer zu Scars Above zeigt aktuelles Gameplay-Material und gibt euch einen Einblick in viele der Kernelemente des Spiels - Erkundung, Kampf und Forschung - während Kate sich durch eine surreale und gefährliche Welt kämpft.

Glücklicherweise sind die Kämpfe, wie schon erwähnt, nicht der Hauptfokus, sondern eher sporadische Ereignisse. Ansonsten steht viel Wegfindung und Erkundung auf dem Programm, wobei Audio-Logs der Crew einiges über die Geschehnisse verraten. Eine Map oder einen Kompass gibt es nicht, daher muss ich selbst den Weg finden, was nicht immer ganz einfach ist. Aus all den Elementen entwickelt sich nach und nach eine durchaus spannende und durchdachte Story. Auch Scans und eine Art AR-Detektivmodus wurden ins Spiel integriert, um Hinweise und Aufzeichnungen zu vergangenen Ereignissen aufzuschlüsseln.

Das gründliche Erkunden der Landschaften wird belohnt, weil sich so versteckte Würfel aufspüren lassen, die Wissen vermitteln – das sind die Erfahrungspunkte. Hat Kate genügend Wissen gesammelt, winkt ein Skillpunkt. Dieser kann für eine ganze Reihe von Perks eingesetzt werden, die das Überleben leichter machen, darunter höhere Gesundheit, mehr Kondition, schnelleres Nachladen, mehr Ressourcen und weniger Verbrauch. Das funktioniert gut und zusammen mit den Waffen-Upgrades und Gadgets wird Kate nach und nach spürbar stärker.

Die Wanderung über die Oberfläche des insgesamt eher düsteren Planeten wird sehr atmosphärisch in Szene gesetzt, auch wenn Scars Above visuell kein Überflieger ist. Mad Head Games ist halt (noch) kein Triple-A-Studio mit horrendem Budget. Die Spielwelt ist aber ansprechend gestaltet und durchaus abwechslungsreich. Selbst Witterung ist ein Thema: In den Bergen muss beispielsweise immer wieder mal ein Feuer entfacht werden, damit Kate nicht langsam und qualvoll erfriert.

Das Studio hat eine gute Mischung aus Adrenalin-treibenden, fordernden Kämpfen, ruhigen Passagen der Erkundung sowie einigen durchaus gelungenen Rätseln gefunden, die keine Hektik aufkommen lässt. Scars Above benötigt allerdings etwas Zeit, um sich richtig zu entfalten. Die ersten Schritte auf dem Planeten nebst anfänglichen Bossfights mögen mühsam und etwas sperrig sein. Nach und nach entfaltet die Planetentour aber ihren ganz eigenen Reiz. Über die Zahl der vor allem zu Beginn erlebten Tode decke ich aber den Mantel des Schweigens ...

Kommentarezum Artikel