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Special - Interview mit Sabrina Burkhardt während der WCG-Deutschland-Finals : Special

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    Die ’Counter-Strike: Source’-Spielerin ginGa vom Clan qpool, die im wirklichen Leben auf den Namen Sabrina Burkhardt hört, stellte sich uns während des deutschen Finales der World Cyber Games (WCG) unseren Fragen. Obwohl Ihr qpool-Team erst seit wenigen Monaten zusammen spielt, konnten sie einen beachtlichen vierten Platz in der Endrunde des Turniers erreichen.

    GW: Wie lange spielst du schon ’Counter-Strike: Source’ in einem Team?

    SB: Mein jetziges Team spielt in der Vier-Spieler-Konstellation seit Mai dieses Jahres zusammen. Der fünfte Spieler ist vor ca. zwei Monaten dazugekommen, der allerdings jetzt noch zwei Wochen im Urlaub war und erst vor ein paar Tagen wiedergekommen ist. Das heißt, wir hatten fast keine Möglichkeiten zu trainieren.

    GW: Trotzdem seid ihr hier im WCG-Turnier offensichtlich sehr weit gekommen.

    SB: Ja, wir sind jetzt auf den vierten Platz gekommen. Das war ja auch mein erstes großes Offline-Turnier sozusagen. Sonst habe ich ja immer nur im Internet gespielt oder nur mit Frauen. Und ich bin wirklich stolz darauf.

    GW: Wie bist du eigentlich dazu gekommen, ’Counter-Strike: Source’ als eSport organisiert in einem Clan und in Ligen zu betreiben? Wie kommt man in die Szene rein?

    SB: Das war eigentlich ganz lustig. Ich hatte in der Realschule einen Klassenkameraden, der viel mit dem Computer gespielt hat. Eigentlich hat mich das überhaupt nicht interessiert. Er hatte zwar immer viel davon gesprochen und als Mädchen interessiert einen das eigentlich nicht. In der Schule gab es dann irgendwann ein Projekt namens Netzwerk. Dort sollte man Computer miteinander vernetzen. An diesem Projekt nahmen ich und mein Klassenkamerad teil. Wir haben uns dabei ganz gut angestellt und waren somit schnell mit der Aufgabe fertig. Es handelte sich dabei um eine Projektwoche und das war nach einem Tag eigentlich schon gemacht. Wir konnten dann also machen, wozu wir Lust hatten. Weil wir schon genügend Computer vernetzt hatten, haben wir in der Schule ein bisschen gespielt. Ich war das einzige Mädchen und dort haben sie mir das Spiel einmal gezeigt. Da hat es mich zum ersten Mal gejuckt (lacht). Ich war zwar noch superschlecht, aber es hat richtig viel Spaß gemacht. Dann habe ich das Spiel mal mit nach Hause genommen und zu Hause ausprobiert. Irgendwann hat es mich so sehr interessiert, dass ich mir einen besseren PC gekauft habe, um einmal besser zu werden. Es hat ganz klein angefangen und mittlerweile denke ich, dass meine Teamkollegen und ich schon gut mithalten können.

    GW: Woran könnte es liegen, dass Mädchen sich viel weniger für Videogames und offensichtlicher noch weniger für eSports als die Jungs begeistern lassen?

    SB: Ich denke es liegt daran, dass Mädchen zum Beispiel in der Pubertät ganz andere Interessen haben. Die wollen sich lieber mit ihren Freundinnen treffen oder telefonieren; sie möchten vielleicht noch am Computer chatten. Aber sie haben generell keine Lust, sich lange vor den Rechner zu setzen, um eSport zu betreiben. Für sie ist das kein Sport, weil man die Ereignisse nicht direkt sehen kann. Dadurch dass es so wenig junge Spielerinnen gibt, denke ich, dass die Gruppe nicht größer wird. Wenn sie in meinem Alter beginnen, ist es vielleicht schon zu spät. Mit 25 werde ich vielleicht auch nicht mehr spielen, weil man da wahrscheinlich z.B. wegen Arbeit nicht mehr die Zeit dazu hat. Ich bin jetzt Schülerin und da geht das noch einigermaßen, obwohl es da schon teilweise mit der Zeit knapp wird. Wir trainieren ja fast jeden Tag.

    GW: Wie lange habt ihr denn für das Turnier trainiert?

    SB: Wir mussten zwar zwei Wochen Pause machen, davor haben wir aber die ganze Zeit für das Finale trainiert. Wir wussten ja relativ früh, dass wir hierher fahren dürfen. Wir haben jeden Tag mindestens drei, vier Stunden bis auf freitags und samstags gespielt, damit jeder sein freies Wochenende hat. Wir trainierten meistens abends, weil die anderen ja auch Schule haben oder neben der Schule arbeiten müssen.

    GW: Man konnte also Alltag und Training gut unter einem Hut bringen?

    SB: Ja, das geht. Man legt sich feste Zeiten zum Spielen zu. Ich zum Beispiel mache gerade den Führerschein und kann deswegen dienstags und donnerstags erst ab 21 Uhr. Das funktioniert aber alles.

    GW: Kennst du Leute, die durch ihre Leidenschaft für eSports Probleme in der Schule oder im Beruf bekommen haben? Hast du dazu eigene Erfahrungen gemacht?

    SB: Ich kenne jetzt zwar keine eSports-Größen, auf die das zutrifft. Ich selbst spiele schon über drei Jahre. Aber ich muss aus eigener Erfahrung sagen, dass auch ich eine Zeit lang eSports ziemlich in den Vordergrund gestellt habe. Deswegen lief es auch in der Schule nicht so rund, weil es einen selbst irgendwann so bindet. Auch wenn es manche Leute nicht verstehen: Es ist im Prinzip so, als wenn man in Leichtathletik gut ist und es gerne macht. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Sportler auch schon mal lieber auf einen Wettkampf gegangen ist als in die Schule.

    GW: Also ist eSports durchaus mit Sport zu vergleichen?

    SB: Auch wenn die allgemeine Meinung dazu auseinander geht, finde ich, dass Computerspielen, zumindest in dem Maße, wie es hier betrieben wird, ein Sport ist. Man bewegt sich zwar körperlich nicht so, muss aber genauso trainieren wie alle anderen Sportler. Der Grundgedanke im Spiel unseres Teams [Anm.: ’Counter-Strike: Source] ist ja, dass man zu fünft immer akkurat miteinander spielt, sich untereinander abspricht. Das macht das Spiel ja auch aus. Wer am besten mit seiner Mannschaft klar kommt und gegen die anderen Fünf-Mann-Teams immer gut ist, der kann weit kommen. Das ist ja fast wie Fußball. Nur man bewegt sich nicht soviel (lacht).

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