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Test - Persona 5 Tactica : Test: Die Phantomdiebe spielen Taktiker

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Wenn ihr euch mit JRPG-Fans unterhaltet, stehen die Chancen gut, dass sie Persona 5 als Sternstunde des Genres nennen. Die Mischung aus einer tiefschürfenden und spannenden Story, grandiosem Grafikstil, fantastischer Musik und unterschiedlichsten Gameplay-Elementen, die alle sauber ineinander greifen, verdient diesen Titel auch definitiv. Mit Persona 5 Tactica setzt euch Atlus erneut an die Spitze der Phantomdiebe, krempelt einige Elemente aber gehörig um. Die Genialität des großen Hauptspiels erreicht das Spin-off zwar zu keiner Sekunde, das Wiedersehen mit Joker, Skull und der restlichen Truppe lohnt sich für Fans aber definitiv.

Keine Frage: ohne Kenntnisse von Persona 5 (noch besser Persona 5 Royal) braucht ihr Tactica gar nicht erst im Erwägung zu ziehen. Die Handlung findet kurz vor dem Ende des Hauptspiels statt, dazu erklärt es grundlegende Thematiken wie Personas und Paläste wenn überhaupt nur oberflächlich. Nicht zuletzt finden sich vor allem im Ingame-Lexikon teils heftige Spoiler.

Ein ungewöhnlicher Einsatz

Das Metaverse ist nicht nur die Wahlheimat von Mark Zuckerberg, auch die Phantomdiebe verbrachten dort einige Zeit. Allerdings existiert es zum Zeitpunkt der Story von Persona 5 Tactica schon nicht mehr. Dennoch findet sich die Truppe zu Beginn des Spiels urplötzlich wieder in einer alternativen Welt, die in ihren Grundzügen doch stark an die erwähnten Manifestationen der menschlichen Psyche erinnert. Schließlich tragen die Freunde und Freundinnen hier plötzlich wieder ihre Kostüme, was eigentlich ein eindeutiges Zeichen für einen Metaverse-Besuch darstellt.

Doch wirklich Zeit zum Wundern bleibt der Truppe nicht, denn schnell macht sie Bekanntschaft mit der manischen Marie und ihren unterstellten Einheiten, den Legionären. In ein weißes Hochzeitskleid gehüllt bläst sie zum Großangriff auf Joker und den Rest der Diebe. Dabei schafft sie es tatsächlich, alle außer eurer Hauptfigur und Morgana gefangen zu nehmen. Schlimmer noch, sie unterzieht eure Freunde und Freundinnen einer Gehirnwäsche.

Glücklicherweise für euch taucht Erina auf, die Anführerin der Rebellen. Denn Marie unterjocht das gesamte Land, der Grund fällt mehr als seltsam aus: Sie plant ihre eigene Hochzeit. Im Unterschlupf des Widerstandes, das frappierend an das bestens bekannte Leblanc-Café erinnert, schließt ihr letztlich einen Pakt. Ihr unterstützt Erina bei ihrem Vorhaben, ihre Heimat zu befreien. Im Gegenzug hilft sie euch dabei, die gewaschenen Gehirne der inhaftieren Phantomdiebe wieder zu verdrecken.

Die letzten Absätze dürften euch bereits verdeutlicht haben, wie stark sich Persona 5 Tactica an Kenner des Hauptspiels richtet. Da hilft auch das interne Lexikon kein Stück. Ich hingegen freute mich über das Wiedersehen mit dem bunten Haufen, mit dem ich bereits knapp hundert Stunden verbrachte. Ihre charmanten Eigenarten fehlen natürlich ebenso wenig wie Rückbezüge auf die tragischen Geschichten von beispielsweise Futaba.

Im Vergleich zum Hauptspiel und auch dem Echtzeit-Prügel-Ableger Persona 5 Strikers quält Tactica aber vor allem ein großes Problem: Zu Beginn dümpelt die Story wenig aufregend vor sich hin und wirkt hauptsächlich wie ein Gefäß zum Transport des neuen Kampfsystems. Erst nach etwa sieben bis acht Stunden entfaltet sich die Geschichte und zeigt auf, was eigentlich vor sich geht – oder gibt zumindest genügend Anhaltspunkte, um erste eigene Schlüsse zu ziehen. Einmal in Fahrt gekommen schafft es Atlus aber nicht, die Spannung konstant aufrechtzuerhalten, was an den teilweise zu lang gezogenen Dialogen liegt. Eine Unart des Hauptspiels, die hier aber ganz besonders auffällt. Und ich kann euch auch genau sagen, wieso.

Keine Alltagsprobleme

Einen unersetzlichen Teil des Charmes von Persona 5 machte die Alltagssimulation aus. Durch die Burger-Fress-Wettbewerbe und Kinobesuche fühlten sich die Phantomdiebe nicht wie fiktive Figuren an, vielmehr erzeugten die Freizeitaktivitäten eine fast schon freundschaftliche Bindung zur Truppe und dadurch Anteilnahme an ihrem Schicksal.

Persona 5 Tactica subtrahiert diesen wichtigen Teil des Erlebnisses komplett aus der Gleichung. Somit verfolgt ihr die Story lediglich in den üblichen Visual-Novel-Textboxen, was nicht mal im Ansatz die gleiche emotionale Kraft erzeugt und zudem die dringend nötige Auflockerung im Spielablauf eliminiert.

Immerhin sparte Atlus in Sachen Präsentation nicht so stark, wie es möglich gewesen wäre. Wie im Hauptspiel sind viele der Dialoge komplett vertont, sowohl die japanische wie auch die englische Sprachausgabe wartet dabei mit sehr guten Sprechern auf. Bei der deutschen Textübersetzung leisten sich die Entwicklerinnen und Entwickler abermals keine groben Schnitzer und die gezeichneten Figurmodelle kommen in mehreren Varianten und Gefühlslagen daher, um ihre jeweilige Stimmung zu verdeutlichen. Der neue süße Chibi-Look mag gewöhnungsbedürftig ausfallen, mich störte er nach einigen Minuten aber gar nicht mehr. Zumal Morgana ohnehin weitestgehend aussieht wie im Hauptspiel.

Euch muss aber in jedem Fall klar sein, dass sich Persona 5 Tactica sehr textlastig präsentiert. Filmartige Zwischensequenzen existieren zwar, wurden aber höchst selten und bedacht eingestreut – was schade ist, denn oftmals sind sie fantastisch anzusehen. Dank der gewohnt fetzigen Musik ist das gesamte Erlebnis abermals ein Ohrenschmaus. Das Audio-Department von Atlus mischt in gewohnter Weise Elemente aus Rock, Jazz und Pop, setzt dabei auf bekannte Stücke, Remixe und gänzlich neue Werke.

Beim grundlegenden Design schafft es Persona 5 Tactica wie schon das Hauptspiel und die anderen Spin-offs, ein stimmiges und komplett durchgestyltes Bild auf den Bildschirm zu zaubern. Alle Menüs, Dialogboxen und Effekte greifen perfekt ineinander, alles wirkt wie aus einem Guss und geht Hand in Hand mit der Audiokulisse. Da verzeihe ich auch dröge Texturen und monotone Kampfarenen.

XCOM Light

In Persona 5 Tactica geht es rundenweise zur Sache, allerdings nicht in typischer JRPG-Manier mit direkten Angriffen. Stattdessen setzen die Entwicklerinnen und Entwickler auf Arena-basierte Gefechte im Stil von XCOM oder den beiden Teilen von Mario + Rabbids. Ihr bewegt eure bis zu drei Figuren große Truppe in fest vorgegebenen Bereichen durch die Gegend, eure Attacken- und Bewegungs-Reichweite schreibt dabei vor, wie ihr euch am besten platziert und von wo ihr angreift.

Im Vergleich zur Konkurrenz fällt das System aber angenehm anfängerfreundlich aus. Prozentwerte für Trefferwahrscheinlichkeiten sucht ihr vergebens, stattdessen zählt nur, ob ihr ganz oder teilweise in Deckung steht. Befinden sich Gegner hingegen auf offener Fläche und ihr greift sie an, gewährt euch Tactica einen Zusatzangriff. Umkreist ihr Feinde bei so einem zweiten Zug mit allen drei Charakteren, setzt ihr zu einem mächtigen Spezialangriff an.

Greift ihr hingegen im Nahkampf an, schleudert ihr Feinde hinweg. Das ermöglicht Kombinationen und Verkettungen mehrerer Attacken und auch die Personas greifen durch Blitze, Feuerangriffe und andere elementare Manöver ein. Besonders cool: In Tactica darf jeder Phantomdieb ein zweites Monster mitführen, was euch deutlich mehr Freiheiten bei der Zusammensetzung eurer Einheit erlaubt. Wir erinnern uns, im Hauptspiel hatte nur Joker diese Fähigkeit. Abgesehen davon erwerbt ihr im Shop neue Fernkampfwaffen, fusioniert im Velvet Room frische Personas aus zwei oder drei Kreaturen und erlernt durch verdiente Punkte frische Skills oder verstärkt bestehende.

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Um neue Fertigkeitspunkte zu erhalten, offeriert euch Tactica mehrere Wege. Entweder geht ihr optionale Aufträge an oder lauscht speziellen Gesprächen, die eure Bindung zu den Phantomdieben und neuen Charakteren noch weiter vertiefen.

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Insgesamt läuft das Kampfsystem von Persona 5 Tactica fast schon überraschend rund, intuitiv und für dieses Genre regelrecht flott. Dank der fünf Schwierigkeitsgrade finden sowohl Taktik-Muffel wie auch Strategie-Profis die richtige Stufe und Herausforderung. Die Gegner-Vielfalt lässt zwar zu wünschen übrig, dafür warten die Arenen immer wieder mit coolen Ideen auf. An einer Stelle steht ihr vor verschlossenen Türen und müsst eure Figuren taktisch geschickt auf den entsprechenden Schaltern verteilen. Oder ihr jagt nacheinander explosive Fässer in die Luft, um möglichst viel Schaden mit einem Schuss zu verursachen.

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